Meldung von 11:06, 15.Mai 2010

Lach- und Krachgeschichten aus der Fuerwehr ut Glüsen

Heute: „ Die Hochzeit“

Liebe Leser, eine Ortswehr müsst Ihr Euch so ähnlich vorstellen, wie ein kleines Königreich.

 

Da gibt es ztum einen den König und seine Königin, den Kronprinzen und seine Prinzessin, die Hofschranzen und das Volk.

 

Das dazugehörige Land nennt sich hier Dienstgebiet. Es gibt auch Nachbarländer, die ähnlich aussehen und mehr oder minder geliebt werden. Manche halten sich für groß und bedeutend, die anderen eher klein listig.

 

Der König von der Wehr Glüsen ist Hagen Frick der "Ortsbrandmeister" und sein Kronprinz ist Bernd Engelhardt "der Stellvertreter", der mit seiner Prinzessin Anja bisher in wilder Ehe lebte. Ein Umstand den das Glüser Volk auf Dauer nicht zulassen konnte.

Und wer ist das Volk? – Wir sind das Volk  -

Kronprinz Bernd hatte sich lange überlegt, wie er es schafft, seine Prinzessin ohne wüste Drohungen und weitere rechtswidrige Maßnahmen an sich und damit ans Königshaus zu binden.

 

Große Ereignisse werfen viel Schatten und Regen voraus

Bernd Engelhardt und seine bezaubernde Anja riefen und alle, alle kamen. Wohin? Auf ihren Sommersitz, am See, in der Niedersachsenstrasse, am Mittwoch, den 5. Mai 2010 zum großen bunten Treiben, mit Ringelpietz und Anfassen, auch Polterabend genannt.

Die Zelte waren errichtet, die Feuer entzündet, die weitläufigen Anlagen geschmückt.

Der Met floss in Strömen und so manches arme Schwein wurde in Form von Wurst und Schinken verspeist.

 

Die gesamte Wehr war dabei und ließ es sich nicht nehmen an den gebotenen Volksbelustigungen Teil zu nehmen. So stellte sich bei einem komplizierten Übereinstimmungsquizz heraus, dass das Brautpaar sogar manchmal der gleichen Meinung ist, was zu allgemeinen Erstaunen führte.

 

Bei arktischen Sommertemperaturen wurde dann noch bis in den frühen Morgen hinein gefeiert und die einen gingen mit ‚Eisbeinen‘ und die anderen mit einem noch jungen Kätzchen, aber alle zufrieden, manchmal auch mit einem Sammeltaxi, nach Hause.

 

Um das Ende der wilden Ehe dem ganzen Land und dem Landkreis bekannt zu machen, begab man sich am darauffolgen Freitag, den 7. Mai an den  kaiserlichen Hof im fernen Tostedt.

 

Hier befindet sich das so genannte ‚Standesamt‘ und Büttel der dortigen Regierung protokollierten die Absicht von Bernd und Anja zur Tatsache, dass sie zukünftig alles gemeinsam entscheiden, wenn es auch der Kronprinzessin gefällt.

 

Die entsprechenden Urkunden wurden erstellt und unterzeichnet und eine Ausfertigung zur Sicherheit von den Staatsdienern in deren Arsenalen verwahrt.

Spätere Reklamationen oder Anfechtungen dieser Beschlüsse sind somit zwecklos.

 

Drum Prüfe, wer sich ewig bindet, ob er auch den Schlüssel wiederfindet.

 

So ist es schon seit mehreren Dekaden in Mode gekommen, zum großen Eheschwur vor den bekannten Altar nach Tostedt zu ziehen.

Am Samstag, den 8. Mai ging es dann mit Sack und Pack und Mann und Maus los.

Das Volk war zum jubilieren eingeteilt worden und wurde vom Brandmeister und „sin Fru“ persönlich beaufsichtigt.

 

Dieser sondierte selbst vor Ort, wann das große Spektakel in dem Backsteinbau mit Turm von statten geht. Stellte sodann erschrocken fest, dass er mal wieder der Zeit zu weit voraus war und ließ die Wehr am Gerätehaus noch etwas schmoren.

Daraufhin beschlossen die Verschmorten schon mal mit dem Feiern anzufangen, was König Hagen persönlich an seinen Geldsack ging.

 

Gegen 16:00 Uhr war es dann endlich soweit, dass vor der Johanniskirche seltsam gekleidete Gestalten mit überirdischen Karossen auftauchten – diese können ungestraft über rote Ampeln und falsch in Einbahngassen fahren und dabei einen Heidenlärm machen.

Um die Hochzeitsgesellschaft beim Verlassen der Kirche möglichst lange aufzuhalten,

wurden Steckleitern aufgestellt, Äxte zum Spalier geschwungen und weiße Tauben am Wegfliegen gehindert.

 

Pünktlich um halb öffneten sich die gewaltigen Pforten des Gotteshauses und angeführt von einer Pastorin mit leuchtend, buntem Schal kam die Hochzeitsprozession zum Vorschein. Vorne weg,  Kronprinz Bernd und seiner frisch angetrauten Prinzessin Anja.

 

König Hagen waren die neuen Versprechungen - bis dass der Tod Euch scheidet - nicht ganz geheuer. Zur Sicherheit, die produziert er nämlich hauptberuflich, legte er den beiden Hochzeitern Silberschmuck an. In Form der berühmten ‚Hamburger 8‘, die in einschlägigen Kreisen bekannt dafür ist, dass zwei Personen sich so schnell nicht wieder trennen.

Ein weiteres Hindernis wartete auf die beiden umgehend. Ein B-Schlauch, der mit einer stumpfen Bastelsäge zu durchtrennen war.

 Für Prinz Bernd und seine Anja war das aber keine Hürde. Trotz Handschellen und unter lautem Gejohle des Spaliervolkes sägte Bernd, unter fachfraulichen Anweisungen von Anja das ganze Textil-Gummigeflecht in Null-Komma-Nix durch.

 

Dann war noch eine Staffel weißer Tauben mit einem unechten Schornsteinfeger zu bewundern. Obwohl die Tauben echt waren, flogen sie aber nicht weg, sondern ließen sich immer wieder gerne auf dem Brautpaar und den umzingelnden Anwesenden nieder.

 

Im allgemeinen Durcheinander viel es dann auch gar nicht auf, daß der Vater des Bräutigams zum Blumenmädchen mutiert war und mit einem entsprechenden Körbchen durch die Gegend irrte. Als dann auch noch der Küster in der Kirche zum Straßenfeger wurde und anfing, die verstreute Blütenpracht ganz banal zusammen zu kehren, wurde es Zeit zum Aufbrauch.

 

Für das umjubelte Paar gab es eine ‚oben ohne‘ Kutsche und da die Braut auch ein Kleid mit viel ‚oben ohne‘ trug, ging es los zu einer erfrischenden Fahrt ins Feierlager, den Schafstall in der Gemarkung ‚Wüstenhöfen‘.

Dort sagen sich zumeist Fuchs und Hase Gute Nacht, diesmal wurde dort aber mit einer großen Gesellschaft die ganze Nacht gezecht, geföllert, getanzt und gelacht.

 

Als am anderen Tag bei höchstem Sonnenstand die Marketender anrückten, um das große Verpflegungszelt abzubauen, bot sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Leere Teller, leere Tafeln, leere Flaschen. Bernd und Anja müde aber glücklich!

 

Die Party hieß ‚Aufräumen‘, der Alltag hatte Sie wieder eingeholt.

Der nächste Einsatz kommt bestimmt!

 

Alle guten Wünsche von Eurem Volk



Von: B. Jander

"überirdische Karosse" vor der Töster Kirche

Spalier der FF Todtglüsingen

Ein B-Schlauch und eine stumpfe Säge

Die Staffel weißer Tauben